Die Alvesser Kirche St. Nikolai
Historie
Autor: Richard Brendecke
Die Alvesser Kirche wurde nach Abbruch einer turmlosen Kirche aus dem 12. Jahrhundert - sie stand an gleicher Stelle - 1863 bis 1867 für 7.000 Taler gebaut.
Die lange Bauzeit hatte finanzielle Gründe. Zwar hatte die damalige Auflösung des örtlichen Pfarrwitwenfonds und eine Sammlung im Dorf rund 3.000 Taler erbracht, aber 4.000 musste die Gemeindekasse aufbringen, was ihr sehr schwer fiel, denn für den Bau und dessen Kosten war allein der Kirchenpatron zuständig. Dieser war seit je die Alvesser Bauernschaft, während das Konsistorium (heute: Landeskirchenamt) in Wolfenbüttel mit dem Neubau rein garnichts zu tun hatte, weder finanziell oder auch nur gutachtlich. Auch die Rolle des damaligen Alvesser Pastors Wiegand war dabei ganz geringfügig sowie auch die des örtlichen Kirchengemeinderats (es gab den seit 1851). Er hatte nichts zu sagen und wurde von nichts informiert.
Alles lag allein in den Händen des politischen Gemeinderates, speziell denen des Ortsvorstehers Meyer. Letzterer ließ die Kirche nach seinem Geschmack bauen, ohne dass zuvor Bauzeichnungen gefertigt wurden oder gar eine Baugenehmigung erfolgte.
1907/1908 erfolgte eine erste Renovierung des Kircheninneren: Neuausmalung der Wände und Einbau eines großen Kohleofens. Zuvor war die Kirche nicht heizbar.
Im Zuge dieser Renovierung stiftete Alwine Brendecke das südliche Buntfenster ("der gute Hirte"), während das nördliche ein ältliches Fräulein August Ehlers beisteuerte, welche auf einer heute verschwundenen verpachteten Hofstelle ihres Bruders, welcher Arzt in Braunschweig war, wohnte.
1963 fand eine durchgreifende Veränderung des Kircheninneren statt, die den heutigen Eindruck schuf. Inzwischen war längst stillschweigend das örtliche Patronat aufgegeben, die Kosten von insgesamt 70.000 DM trug die Landeskirche.
In der wirren Nachkriegszeit 1945/1947 hatten böse Buben durch Steinwürfe die Fenster ziemlich beschädigt. Außer diversen größerer und kleinerer Löcher existierte z.B. der Kopf von Jesus nicht mehr. Ich erklärte mich bereit die Reparatur der Fenster auf meine Kosten durchführen zu lassen. Das kostete dann 1500 DM, sicher weniger als 10 % von dem was es heute kosten würde.
Etwa seit 1980 zeigte sich, dass das Südfenster teils unter der dortigen Sonneneinstrahlung gelitten hatte. Farben verblassten und verschwanden teils ganz. Zweimal behalfen wir uns mit der Tätigkeit eines Wierther Kirchenvorstehers, der Hobby-Maler war. Aber seine Kunst nütze jeweils nur zwei oder drei Jahre und deshalb wollte auch er nicht mehr.
So kam es endlich zur Reparatur des Südfensters 2002. Für das, was sie kostete, hätte man in meiner Jugend noch zehn neue Fenster bekommen. Aber solche Arbeiten werden bald unbezahlbar werden, sowohl für die Landeskirche wie auch für dörfliche Sammlungen.