Vielleicht haben Sie es noch gar nicht gemerkt, da wegen Corona nur sehr wenige Gottesdienste und diese auch noch in ungewohnter Form stattgefunden haben, aber unsere Vallstedter Orgel hat seit dem 28. September geschwiegen. Grund dafür war eine gründliche Reinigung und Renovierung des von Andreas Engelhardt in den Jahren 1846-47 gebauten Instruments durch die Orgelbaufirma Christoph Grefe aus Ilsede. Der Staub, die Feuchtigkeit, sowie die Abnutzung vieler Jahrzehnte hatten an der Orgel deutliche Spuren hinterlassen.
Es fing damit an, dass alle Pfeifen einzeln ausgebaut und in der Orgelwerkstatt gereinigt und eventuell auch repariert werden mussten. Die Pfeifenkörper mussten ausgebeult werden, Stimmvorrichtungen ausgeformt und, soweit nötig, gelötet werden. Auch das Innere der Orgel hatte eine gründliche Reinigung dringend nötig und die von vorn sichtbaren Prospektpfeifen sollten wieder poliert werden. Spiel – und Registerzüge wurden überholt und die Ecken der Blasebälge neu beledert. Da durch die jahrhundertelange Benutzung die Tastenoberfläche einer Berg- und Talbahn glich und sich löste, wurde eine Erneuerung nötig. Ein Register der Orgel, die Trompete 8 Fuß, wurde vermutlich 1957 bei einer Renovierung umgebaut, erhielt dabei aber eine Klangfarbe, die man im Zusammenhang mit den übrigen Registern nicht benutzen konnte. Dieses Register wurde wieder zurückgebaut in seinen ursprünglichen Zustand und ist jetzt eine Bereicherung für den Klang der Orgel.
Die Elektrik des Instruments, die so schon längst nicht mehr zulässig war, wurde erneuert und der immer noch erste Motor von 1947 wurde durch einen neuen ersetzt, der auch gleich einen neuen Schutzkasten bekam. Damit die Organisten die Töne besser lesen können, gab es neues Licht für das Notenpult und die Pedaltasten. Außerdem stellte der Orgelbauer fest, dass das Notenpult fast komplett vom Holzwurm zerfressen war und baute deshalb ein neues.
Zum Schluss wurden noch alle Pfeifen einzeln neu intoniert, das heißt, die Lautstärke und vor allem die Klangfarbe wurde so reguliert, dass alle Pfeifen eines Registers zueinander passen. Diese Arbeit erfordert hohes handwerkliches Können, ein gutes Ohr und ist sehr zeitaufwändig. Zum Schluss musste die Orgel noch neu gestimmt werden.
Und weil beim Orgelbau wirklich noch alles Handarbeit ist, kamen so 680 Arbeitsstunden zusammen, was den größten Teil der entstandenen Kosten von ca. 27.800,- € ausmacht. Bei der Reinigung entdeckte Herr Grefe einen Pappkarton, der oben auf dem Orgelgehäuse abgestellt war. Darin befanden sich vergoldete Gips-Ornamente, die früher oben auf der Orgel als Bekrönung angebracht waren. Vermutlich sind diese beim Deckenanstrich in den 50er Jahren abgebrochen worden. Dieser schöne Schmuck (siehe Bild) wird jetzt noch restauriert und hoffentlich bald die Orgel zieren.
Im Weihnachtsgottesdienst am 26. Dezember um 10:00 Uhr wird die Orgel zum ersten Mal wieder zu hören sein.