Liebe Leserin, lieber Leser, während ich diese Andacht schreibe, ist es herrlich golden draußen. Der Herbst gibt farblich noch einmal alles. Blauer Himmel, bunte Blätter, heute früh leuchtete der Vollmond hell auf der einen Himmelsseite und auf der anderen zog tiefes Morgenrot auf. Die ersten Sonnenstrahlen glitzerten auf dem vom Raureif überzogenen Gras.
Es scheint, als wollte der Herbst noch einmal aufdrehen, damit wir genug Farben und Licht und Wärme für den Winter haben.
Jesus hat oft in alltäglichen Bildern gesprochen, wenn er den Menschen etwas erklären wollte. Bilder, die sie kannten und verstanden und die er dann übertragen hat auf Sachverhalte, die unsere Seele oder Zwischenmenschliches oder Übertragenes betreffen.
„Ich bin das Brot des Lebens.“ (Joh.6,48) So sagte es Jesus von sich. Um ein Beispiel zu nennen. Bei einem Weltgebetstag erinnere ich mich noch, dass Menschen das Wort Brot durch Kokosnuss übersetzt hatten, weil das, was bei uns Brot bedeutet, für sie die Kokosnuss war. „Ich bin die Kokosnuss des Lebens.“ So hätte es Jesus im pazifischen Raum gesagt. Beides meint Grundnahrungsmittel, das absolut existentiell Notwendige zum Leben.
Jesus sagte auch von sich: „Ich bin das Licht der Welt.“ (Joh. 8,12) Das wird bei jeder Taufe zitiert, wenn an der Osterkerze die Taufkerze entzündet wird. Die brennende Osterkerze steht im Gottesdienst sinnbildlich für die Anwesenheit Christi.
Wenn die Tage draußen dunkler werden, die Farben verblassen, dann brauchen wir die Erinnerung daran, dass es trotzdem Licht gibt. Und dass es im nächsten Jahr auch wieder Frühling und Sommer wird. Auch, wenn es in uns dunkel ist, unsere Hoffnung klein, Sorgen uns quälen oder Krankheit uns zu schaffen macht, dann brauchen wir diese Zusage: Ich bin für euch wie Brot und Licht. Ich bin an eurer Seite und will euch die Kraft geben für das, was ihr zu bewältigen habt. Mein Licht soll euch Hinweis sein und aufzeigen, woher Hilfe kommen kann und welchen Weg ihr gehen könnt.
Mit all den Erinnerungen an Farbe und Licht im Herzen und der Zusage, dass Christus mit uns ist, überstehen wir auch dunkle und kalte Zeiten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Winter, in dem auch erstmal ruhen kann, was im nächsten Jahr reifen will. Und in dem die Erinnerung an das Licht nicht verlöscht.
Bleiben Sie Gott befohlen.